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Hypertext
Texte wie Inhaltsverzeichnisse, Indizes, Querverweise und Fußnoten sowie jedes andere Verweissystem entsprechen funktional einem Hypertext. Die Idee von Hypertext ist mit alten Utopien von der "universellen Bibliothek" verbunden. Daher ist es kein Zufall, dass der Herausgeber der Universalklassifikation Paul Otlet als frühester Pionier des Hypertext gilt.
Der Begriff "Hypertext" geht auf Theodor H. Nelson zurück (Literary Machines, Sausalito: Mindful Press, 1987) und steht für netzwerkartige Textstrukturen in vernetzten elektronischen Dokumenten. Damit ist Hypertext zur Voraussetzung für das World Wide Web geworden, in dem Informationen weltweit miteinander vernetzt werden. Folglich sind auch moderne Services wie Wikipedia oder Facebook und kaum ein Webauftritt ohne Hypertext vorstellbar.
Aber was genau ist Hypertext eigentlich? Hypertext ist ein in informationelle Einheiten fragmentierter Text, der sich dadurch auszeichnet, dass beliebige dieser Einheiten über interne Verweise, die Hyperlinks (kurz "Links"), miteinander verknüpft werden können. Dadurch löst sich die vorgegebene Reihenfolge, in der Informationen in Printmedien angeboten werden, auf. Der Leser sucht sich einen individuellen Weg durch das Informationsangebot von unterschiedlichen Autoren und Quellen, indem er den Hyperlinks folgt. Um zumindest innerhalb einer Website den Überblick nicht zu verlieren, werden Navigationsleisten oder Sitemaps angeboten, die mittels Hyperlinks direkt zu bestimmten Seiten oder Websites führen. Es können auch Texte mit anderen Datentypen wie Bildern verlinkt werden. Damit wird der Hypertext zu Hypermedia erweitert.
Eine technische Voraussetzung für das Verknüpfen stellt die Hypertext Markup Language - HTML dar. Diese enthält neben den Formatanweisungen auch die Hyperlinks für die Internet-Dokumente. Um die verknüpften Texte weltweit aufrufen und in seinem Browser laden zu können, bedarf es eines geeigneten Übertragungsprotokolls, des sogenannten Hypertext Transfer Protocol, das als http:// oder https:// (für verschlüsselte Übertragung) jeder Webseitenadresse (Uniform Resource Locator - URL) vorangestellt wird. Damit können die Web-Server mit den Web-Clients kommunizieren. HTTP wurde zusammen mit den Konzepten HTML und URL ab 1989 am CERN von einem Team um Tim Berners-Lee entwickelt, womit dieser als Begründer des World Wide Web (WWW) betrachtet werden kann.
Neben den technischen müssen auch rechtliche Voraussetzungen erfüllt werden. Es dürfen beim Verlinken keine Urheberrechte verletzt werden (durch unlautere Übernahme fremder Inhalte). Außerdem kann man für die Verlinkung von rechtswidrigen Inhalten zur Verantwortung gezogen werden. Hier hilft allerdings die Haftungsbeschränkung des E-Commerce-Gesetzes (§ 17 ECG), wenn die Rechtswidrigkeit nicht offensichtlich war. Denn das Setzen von Links ist grundsätzlich erlaubt.
"Unter einem "Disclaimer" [Haftungsausschluss] versteht man unter anderem eine ausdrückliche Erklärung mit dem Inhalt, dass für verlinkte Websites nicht gehaftet wird. Nach österreichischem Recht ist ein solcher Disclaimer nicht erforderlich, da ohnehin die gesetzliche Haftungsbeschränkung des § 17 ECG zur Anwendung kommt." (Quelle: https://www.wko.at/Content.Node/Service/Wirtschaftsrecht-und-Gewerberecht/E-Commerce-und-Internetrecht/E-Commerce-allgemein/Haftung_fuer_Links_auf_fremde_Seiten_im_Detail.html )
Google hat erstmals die Verlinkungsstruktur von Hypertext (aus dem World Wide Web) in die Relevanzbewertung seiner Suchmaschine integriert (bekannt als "PageRank-Algorithmus", benannt nach Larry Page), um auf diese Weise eine Rangordnung der gefundenen Dokumente nach Popularität festzulegen. Das Grundprinzip lautet: Je mehr Links auf eine Seite verweisen, umso höher ist das Gewicht dieser Seite. Je höher das Gewicht der verweisenden Seiten ist, desto größer ist der Effekt.