Flanerie, in zwei Teilen für die Österreichische Gesellschaft für Dokumentation und Information (ÖGDI) durchgeführt von Anton Tantner, Institut für Geschichte, Universität Wien.
Primäre Zielgruppe: Mitglieder der ÖGDI und unseres langjährigen Kooperationspartners, dem Kulturinstitut an der Johannes Kepler Universität Linz.
Teilnahme gratis
Anmeldung mit Angabe Mitgliedschaft (ÖGDI, KI, keine) bis 31. August 2024 unter: office@oegdi.at – Anmeldung auch nur für eine der beiden Flanerien möglich!
Interessent*innen, die nicht Mitglieder der ÖGDI oder des Kulturinstituts sind, können sich gerne für Restplätze vormerken lassen (Verständigung ab 1.9.).
1) Die Nummern von Wien, Teil I
11.9.2024 16:30 (Dauer ca 1 ½ Stunden) – Treffpunkt wird nach Anmeldung bekanntgegeben
Nummern sind in unserem Alltag allgegenwärtig – Jenseits der Hausnummern, die ausgiebig im zweiten Teil der Flanerie behandelt werden, sind sie an Autos und öffentlichen Verkehrsmitteln am sichtbarsten, aber auch an Bäumen, Gräbern, Spitalsbetten und in unseren Ausweisen. In der Vergangenheit wurden Sie sogar auf der Vorderseite der Gemälde der kaiserlichen Sammlungen angebracht, dienten der “Unterwachung” der Polizei sowie der Überwachung der Gefangenen und waren auf den Kappen der Dienstmänner präsent – Paul Hörbiger und Hans Moser lassen grüßen!
Speziell ÖGDI-Mitglieder sind dazu eingeladen, während der Flanerie aus der Erfahrung mit Nummern während ihres Berufsleben zu berichten – handle es sich um Bibliothekssignaturen, Primärschlüssel oder Dezimalklassifikation. Der Unterschied zwischen kardinalem, ordinalem und nominalem Zahlengebrauch wird genauso zur Sprache kommen wie die ominöse Stammkennzahlenregisterbehörde, und damit es nicht zu akademisch bleibe, sei vorab verraten, dass ein Gedicht des Schriftstellers Hugo Sonnenschein genauso rezitiert wird wie dass auf der Route auch eine apokalyptische “number of the beast” liegen wird!
2) Die Nummern von Wien, Teil II: Hausnummern-Flanerie
25.9.2024 16:30 (Dauer ca 1 ½ Stunden) – Treffpunkt wird nach Anmeldung bekanntgegeben
Klein und unscheinbar hat sie sich an die Häuser festgemacht: Die Hausnummer. Sie scheint keine Geschichte zu haben, so selbstverständlich, so alltäglich ist sie für uns geworden; dabei wurden die 1770 vergebenen „Konskriptionsnummern“ nicht etwa eingeführt, um den in der Stadt lebenden Menschen oder Fremden die Orientierung zu erleichtern, sondern um gemeinsam mit einer Volkszählung – der „Seelenkonskription“ – ein neues Rekrutierungssystem vorzubereiten.
Kein Wunder, dass es wegen dieser militärischen Zielsetzung zumindest vereinzelt zu Widerstandsaktionen gegen die neue Kontrolltechnik kam; doch wusste die Bevölkerung auch, die Hausnummern für ihre eigenen Zwecke anzueignen, bis in die jüngste Vergangenheit, wie die Geschichte der Hausnummer „Ballhausplatz 1A“ beweist.
Manche der im 18. Jahrhundert vergebenen Nummern sind heute noch an den Wänden der Häuser sichtbar; die Flanerie stellt einige davon vor und liefert damit Einblicke in die Geschichte vergangener und gegenwärtiger Ordnungssysteme.
Zum Vorbereiten oder Nachlesen:
Tantner, Anton: Die Hausnummern von Wien. Der Ordnung getreue Zahlen. (=Enzyklopädie des Wiener Wissens; XXIV). Weitra: Bibliothek der Provinz, 2016, mehr Infos unter http://hausnummern.tantner.net
Tantner, Anton: Nummerieren, in: Historisches Wörterbuch des Mediengebrauchs, Bd.3, hg. von Christians, Heiko / Wegmann, Nikolaus / Bickenbach, Matthias. Wien/Köln: Böhlau, 2022, S. 278–288, doi: 10.7788/9783412514327.278